11. – 16. September 2023

Unabhängige Medien unter Druck

Wer über Pressefreiheit spricht, verweist zumindest in Deutschland gerne auf das Grundgesetz. In Artikel 5 (Absatz 1, Satz 2) Grundgesetz heißt es: „Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Doch auch hierzulande, vor allem aber in vielen anderen Staaten der Welt, sind unabhängige Medien gleichsam wie einzelne Journalist:innen vermehrt unter Druck – Druck von vielen Seiten.

„Schützen, was Fakt ist“

Vor allem in autoritär regierten Staaten wird Pressefreiheit auch von staatlicher Seite systematisch eingeschränkt und ausgehöhlt. Journalist:innen erhalten keinen Zugang zu Quellen, TV-Kanäle, Berichterstattung und Printmedien werden eingeschränkt oder verboten, Berichterstatter:innen zensiert, überwacht und drangsaliert – teilweise inhaftiert oder gewaltsam angegriffen. 2022 waren laut „Reporter ohne Grenzen“ mit 533 Personen so viele Journalist:innen wie noch nie weltweit inhaftiert, zwei Drittel von ihnen ohne ein juristisches Verfahren. Die meisten von ihnen waren in China, Myanmar und dem Iran in Haft. In Russland wurden seit dem Einmarsch in die Ukraine fast alle unabhängigen Medien kaltgestellt und verboten,  Journalist:innen zu ausländischen Agent:innen erklärt. 57 Medienschaffende ließen im vergangenen Jahr weltweit in Ausübung ihres Berufs ihr Leben.

 

Deutschland wird in der Rangliste von „Reporter ohne Grenzen” auf Platz 21 (Platz 16 in 2021) aufgeführt. Die gefährlichsten Orte waren vor allem Demonstrationen, die gegen Corona-Maßnahmen gerichtet waren. „Für das Kalenderjahr 2022 hat Reporter ohne Grenzen (RSF) insgesamt 103 Angriffe auf Medienschaffende geprüft und dokumentiert”, heißt es in dem Bericht. „Das ist der höchste Stand seit Beginn der Zählung im Jahr 2015. Zum Vergleich: 2021 gab es 80 Angriffe, 2020 waren es 65. Das Ausmaß der Gewalt gegen Medienschaffende dürfte in der Realität noch größer sein, von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen.“

 

Tausende Medienschaffende sind weltweit gezwungen, aus dem Untergrund oder dem Exil zu arbeiten. Unsere Aufgabe ist es, diese Kämpfer für die Wahrheit zu unterstützen, zu schützen und die Wahrheit und Pressefreiheit zu verteidigen.


Kern jeder journalistischen Arbeit ist das Recherchieren und wahrheitsgemäße Wiedergeben von Fakten. Dafür brauchen Medienschaffende manchmal Zeit, die ihnen nicht immer gewährt wird – auch aus wirtschaftlichen Gründen. Über Jahrzehnte konnten Verlage und Rundfunkhäuser mit ihrer Arbeit wirtschaftlich gut verdienen – bis das Internet und die Möglichkeiten der Digitalisierung das Medienbusiness mehr und mehr unter Druck setzten. Journalismus befindet sich seitdem in einem gravierenden Wandel, den nicht alle Medienhäuser überleben: Tageszeitungen werden geschrumpft, eingestellt  oder verlagern sich anders ins Netz, Berichterstattung folgt der polarisierenden Logik von Klick-Zahlen, Mitarbeitende werden entlassen.

 

Dass die Zeitungsbranche in der Krise steckt, zeigt sich neben signifikanten Auflagenverlusten auch durch einen zunehmend kleineren Nutzerkreis: Lasen im Jahr 2014 laut Statista noch rund 94 Prozent der Befragten Zeitungen (Print und E-Paper), sank dieser Wert im Jahr 2021 auf 75 Prozent – ein Rückgang um zwei Prozentpunkte gegenüber 2020. Und auch Fernseh- und Radionutzung gingen zuletzt stark zurück. Online-Videos und Musikstreaming nehmen im Nutzerverhalten hingegen an Bedeutung immer weiter zu.

 

Der wirtschaftliche Druck hat erheblichen Einfluss auf den Einsatz von Ressourcen, mitunter auch auf die Gründlichkeit und Unabhängigkeit von Berichterstattung. Deswegen ist es wichtig zu verstehen, wie professionelle journalistische Arbeit funktioniert – und warum das Herausfinden, was Fakt ist, so wichtig für unsere Demokratie ist.

„Herausfinden, was Fakt ist“


„Checken, was Fakt ist“

Laut der Studie Digital-Index 2022 trauen sich nur noch die Hälfte der Jugendlichen der Generation Y zu, eine Nachricht auf ihre Richtigkeit beurteilen zu können. 46 Prozent der Schüler:innen glauben laut Studie einer Nachricht eher, wenn sie als Bewegtbild oder Foto dargestellt ist. Mit anderen Worten: Eine zunehmende Zahl auch junger Menschen können Fake-News und Fakten oft nicht mehr voneinander unterscheiden.

 

Gerade sie, aber auch viele andere Menschen quer durch alle Altersschichten, benötigen mehr Werkzeuge für Medienkompetenz. Sie wollen und müssen verstehen, warum Quellen so wichtig sind, wie Journalist:innen arbeiten, warum die Suche nach der Wahrheit so wichtig ist – für die Gesamtgesellschaft, aber auch für ihre individuelle Freiheit. Das müssen sie checken. Und die Fakten natürlich auch.


Über die Bedeutung der Pressefreiheit für den Zusammenhalt einer Gesellschaft und für den Erhalt der Demokratie ist viel geschrieben und gesagt – doch sie zu verteidigen und zu schützen, ist eine tägliche Aufgabe. Dieser widmen sich viele Journalist:innen unentwegt. Sie sind Beobachter:innen der staatlichen Instanzen, schauen den Mächtigen in Politik und Wirtschaft auf die Finger, wühlen sich durch tiefe Recherchen, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil für den Erhalt der freiheitlich demokratischen Grundordnung, sie sind die vierte Säule der Demokratie.

 

Diese wichtige Aufgabe und Arbeit gilt es zu schützen und wertzuschätzen. Darauf zu beharren und zu achten, was Fakt ist und es in die Öffentlichkeit zu tragen, ist eine Aufgabe, die viele Medienschaffende für die Gesamtgesellschaft auf sich nehmen.

„Achten, was Fakt ist“